Kurkölnische Zeit - von 1445 bis 1802
1445 - 1802/03
Hundem/Kirchhundem gehört zum kurkölnischen Herzogtum Westfalen
1447
Heymann Schmet betreibt im Dorf Hundem eine Schmiede. Sein Beruf gibt ihm seinen Familiennamen. Die Familie wohnt "ober dem Gildehaus". Das genannte "Gildehaus" gehört der Kirchspielgemeinde und der Pfarrkirche und wird als Versammlungsraum genutzt.
1456, 23. Juni
Gertrud und Stine, die Töchter des Dietrich Cremer zu Hundem, wechseln ihren Eigenherrn. Dieser ist jetzt Johann von Schnellenberg.
1470
Die 1340 erneuerte Pfarrkirche ist der Gemeinde zu klein geworden. Pfarrer Dietrich von Bonzel und die Kirchenältesten entschließen sich zu einem größeren Um- und Erweiterungsbau. wobei auch der Turm erhöht wird.
1471, 17. Januar
Hannes Becker erwirbt von Noldecke von Berninghausen das Schultengut in Hundem.
1474
Pfarrer Dietrich von Bonzel wird Pastor in Attendorn. Sein Nachfolger in Hundem ist Johan Wird. Vikar ist zu dieser Zeit Johann Wewer. Dieser ist später der Nachfolger von Pfarrer Johann Wird.
1475, 10. Juli
Hans Gronewald und seine Frau Mecklen kaufen den 6. Teil des Köhler- Gutes zu Hundem welches „an dem Marte“ gelegen ist.
1477
Im neuen Kirchturm wird eine Glocke aufgehängt.
1478, 24. Juni
Johannes Schroder, Sohn des verstorbenen Hans Schmed, verkauft sein im Dorf gelegenes Haus an Cord Krämer. Dieser zieht von der Vasbach, wo er wohnte, ins Dorf. Sein Haus und später auch die Familie werden Cordes (Cords) genannt.
1490, 2. Juli
Everd von Bruch stiftet eine "ewige Vikarie" an der Kapelle zu Kohlhagen. Damit übernimmt die Familie von Bruch nach der Pfarrkirche und der Margarethenkapelle das 3. Patronat in der Pfarrei Hundem. Mit der Stiftung auf dem Kohlhagen beginnt der Prozess der Loslösung des Oberkirchspiels von der "Ehrwürdigen Mutterkirche St. Peter zu Hundem".
1491
Pfarrer Johann Wewer verstirbt. Sein Nachfolger wird Pastor Heinrich von Krombach.
Cord Kremer und seine Frau Figgen kaufen das „Gütchen in der Vasbach“ von Johann von Ohle. Zuvor hatten sie bereits ein viertel der dortigen Mühle erworben.
13. Juni
Hans Gronewald und seine Frau Mecklen kaufen die lange Wiese „in der Olpe“.
1492
Cord Gronewald ist als letzter Richter am Freistuhl Hundem genannt.
1500
Im Verzeichnis der "Jährlichen Renten und Güter der Capelle St. Margarethen zu Hundem" sind im Dorfe Hundem folgende Rentpflichtige aufgezählt: Heymen vor der Brüggen, Heymen Becker, Hermann Luden und Hans Gronewald.
Nach 9-jähriger Amtszeit verstirbt Pfarrer Heinrich von Krombach. Sein Nachfolger wird Rötger Strick aus Fredeburg. Als Vikar in dem großen Kirchspiel, dass von Heinsberg bis Altenhundem/Kickenbach und von Brachthausen bis Hofolpe reicht, sind die Vikare Eckhard und Johann Brunnynk tätig.
Hans Schmidt, Besitzer und Betreiber einer Eisenschmiede auf der Vasbach, heiratet Meta Schütte aus Oberkirchen. Im gleichen Jahr wird der Sohn Anton geboren. Die Familie nimmt den Namen des Wohnsitzes Vasbach als Familiennamen an.
1514
Pfarrer Rötger Strick lässt eine große Glocke von 1,25 m Durchmesser gießen. Sie trägt die Inschrift: "Petrus bin ich genannt, wann ich roffe so kompt zo Hant."
1518, 13. Juli
Jacob Gronewald verkauft an seinen Bruder Johann und dessen Frau Alheyde den vierten Teil seines väterlichen und mütterlichen Erbes in Hundem. Heinrich und Alheyde Gronewald erwerben von der Kirchengemeinde einen Bauplatz, auf dem sie ein Häuschen errichten. Um die Familien unterscheiden zu können, nennen die Hundemer die neue Hofstelle Alheyds oder einfach nur Ahls.
1525
Elseken Schomacher, Witwe des Math. Schomacher, verkauft ihr Gut in Hundem an die Witwe des Heinemann Becker und deren Kinder.
1530
Anton Vasbach heiratet Margaretha von Bruch, Tochter des Ruprecht von und zum Bruch. Als Mitgift erhält die junge Frau u. a. 3/4 Anteile der Vasbacher Mühle. Anton Vasbach ist seit 1524 als Notar erwähnt.
1531
Nach über 30 Jahren seines Wirkens als Pfarrer von Hundem verstirbt Rötger Strick. Sein Nachfolger ist Pastor Heinrich Becker. Als Vikare wirken im Kirchspiel die Herren Johann Schulte aus Würdinghausen, Jacob Assmann aus Rahrbach und Antonius von Bruch.
1536
In der Schatzungsliste des Amtes Bilstein sind in Hundem 24 Steuerpflichtige verzeichnet, darunter 5 Knechte. Ein Einsasse ist zu arm um Steuern zu zahlen. „Thonniß uff der Fassenbeck“ ist als „reissich Knecht“ (Diener des Landesherrn) steuerfrei. Nach diesem Eintrag ist anzunehmen, dass Anton Vasbach schon Richter am Kurfürstlichen Gericht zu Bilstein ist.
1541, 5. Januar
In einem Kaufbrief entlassen die Brüder Behrend und Wilhelm Vogt von Elspe, den Henrich Brüggemann zu Hundem und seine Kinder namens Hansen, Elschen, Jost, Johanneken und Mathias aus der Leibeigenschaft. Gleichzeitig geben sie dem Henrich Brüggemann alle Güter, mit denen er seit alter Zeit belehnt war zum freien, vererbbaren Eigentum. Behrend und Wilhelm Vogt von Elspe geloben auf ewig und unwiderruflich auch für ihre Nachkommen, die Freiheit und das Eigentum des Henrich Brüggemann und seiner Nachkommen zu wahren und zu schützen. Eine Kaufsumme wird nicht genannt.
1544, nach dem 10. Mai
Beim Gericht zu Bilstein geht ein Schreiben des Hundemer Kirchenvorstandes ein, in dem dieser sich über das Finanzgebaren und die Amtsführung des Pastors Heinrich Becker beschwert. Es gibt folgende Klagepunkte wieder:
1. hat er die Gebühr für die Krankenkommunion von 13 auf 24 Petermännchen erhöht,
2. fordert er für eine Trauung anstelle von 1 Viertel Wein und 2 Hühnern nunmehr 13 Schillinge,
3. behält er die Einkünfte der St. Jodokus-Vikarstelle für sich und lässt die wöchentlichen drei Messen dieser Vikarie ausfallen,
4. hat er dem alten Küster ein Gartenblech weggenommen.
Das Gericht wird um Stellungnahme und Hilfe ersucht.
1549
Anton Vasbach lässt die alte kleine Mühle abreißen und eine neue Mühle mit einem zweistöckigen Gebäude errichten. Die Hundem wird in einen kostspieligen Obergraben verlegt. Um die Mühle oberschlächtig betreiben zu können, wird eine Schlacht angelegt. Für Handwerker, Fuhrleute und Tagelöhner des Dorfes eröffnet sich eine hochwillkommene Verdienstmöglichkeit.
1554, 22. Februar
Johann Gronewald „der Junge“ und seine Frau Anna schließen einen Erbvertrag mit seinem Vater Johann Gronewald „dem Alten“ (Ahls) und dessen Sohn Peter mit seiner Frau Greite.
Johann „der Junge“ bekommt nun auch die Hälfte des Haus und Hofes, die noch seinem Vater und seinem Bruder Peter gehört hatte, zugesprochen. Das Haus liegt zwischen Hinrich Hermes und Peter Aßmes Häusern. Zeugen sind: Kremer, Hinrich Schomacher und Rotger Jocheim.
1558, 8. August
Anton Vasbach kauft von Catharina Krämer zu Hundem ihren Anteil an der Mühle und am sonstigen Besitz auf Vasbach.
1560
Petrus Vasbach, jüngster Sohn von Anton Vasbach, wird Vikar in Hundem.
1564, 10. Juni
Bei einem schweren Gewitter schlägt der Blitz in eines der Strohdächer des Dorfes ein. Die gesamte Dorfmitte mit 14 Wohngebäuden um die Kirche herum wird vom Brand vernichtet. Die Kirche bleibt wie durch ein Wunder vom Brand verschont.
21. November
Hermann Vasbach, 2. Sohn von Anton Vasbach und Hoferbe, heiratet Margaretha Wittemund aus Böminghausen.
1565
In der Schatzungsliste des Amtes Bilstein sind in Hundem 25 Steuerpflichtige verzeichnet. Die 14 Abgebrannten, wie auch ein abgebrannter Beilieger (Mieter), sind steuerfrei.
Die übrigen 11 Einsassen zahlen insgesamt 10 Goldgulden. Größter Steuerzahler ist Jost Brüggemann mit 2 1/2 Gulden.
1566, 3. Januar
Rötger Jochheim verkauft den Anteil der Vasbach - Mühle und des sonstigen Besitzes, den er von seiner Mutter Greiten, Tochter des verstorbenen Cord Kremer, geerbt hat. Anton Vasbach ist bis auf 1/8 Teil nunmehr im Alleinbesitz der Mühle.
1567, 11. August
Für 4 Töchter des verstorbenen Hans Becker stellen die Setzgenossen des Amtes Bilstein den Eigenherrn von Plettenberg zu Engstfeld einen Wechselbrief aus. Es sind dies: Gertrud verheiratet mit Kaspar Schmand zu Hundem; Agnes, Frau des Peter Stamm zu Emlinghausen; Dorothea, Frau des Franz von der Hardt zu Bilstein und Stine, Frau des Valentin Eberts zu Brachthausen.
1568
Nach 37 Jahren als Pfarrer von Kirchhundem verstirbt Pastor Heinrich Becker. Trotz anfänglicher Querelen war es eine erträgliche Zeit. Sein Nachfolger wird Pastor Johann Dorrenbach.
1572
Zu den Pächtern von Kirchenland gehören nunmehr auch drei Neubauer, die sich nach dem Dorfbrand außerhalb des Dorfes „in der Flape“ angesiedelt haben.
1573, 11. Oktober
Elsa, Tochter des verstorbenen Hans Becker zu Hundem, ist Eigenhörige der Herren von Plettenberg zu Engstfeld. Sie heiratet den „freien“ Bauern Heinrich Stamm in Emlinghausen und braucht dafür die Einwilligung ihres Eigenherrn.
1574
Jost Becker legt am Kirchweg nach Altenhundem in der Hundem ein kleines Stauwehr an. Durch das Wehr wird die Vikariewiese in der Heitmicke überflutet.
1575, 4. April
Adolph Becker und seine Frau Elisabeth mieten die verbrannte Viekariehausstätte mit Grundstück, die vorher der verstorbene Caspar Schomacher bewirtschaftete.
3. Juni
Joan Frone aus Saalhausen widerruft vor dem Gericht in Bilstein, vor dem er als Zauberer angeklagt ist, seine in einem peinlichen Verhör gemachten Aussagen über Dorothea Becker aus Hundem. Er hatte angegeben, Dorothea sei bei seinen Zaubereien, Hexentänzen und dergleichen dabei gewesen.
19. Juli
Das Gericht in Bilstein erkennt in einem neuen Verfahren die Unschuld von Dorothea Becker an. Es führt dazu aus, dass die Beschuldigungen des hingerichteten Zauberers böses Geschwätz gewesen seien und dass sich Dorothea Becker nach kanonischem Recht gereinigt habe.
22. November
Auf Vasbach verstirbt Margaretha von Bruch, Ehefrau von Anton Vasbach.
1576
Die Kirchengemeinde errichtet ein neues Schulhaus. Es hat seinen Platz östlich der Kirche und ist Teil der Ummauerung des Kirchhofs. Unter dem Schulsaal befindet sich ein Durchgang zum Kirchhof.
1. Mai
Die Provisoren der Pfarrkirche stellen im Beisein des Rechnungsmannes Ebert Hoberg aus Altenhundem ein Vermögensverzeichnis der Kirche auf.
1577, 2. November
Der Droste des Amtes Bilstein, Caspar von Fürstenberg, verkauft an Hermann und Margarethe Vasbach den ihm gehörenden 1/3 Teil des unteren Bettinghofes sowie den 1/6 Teil des Altenhofes bei Herrntrop.
1581, 10. Mai
Rotger Cordes und Hans Hermans verkaufen an Hermann Vasbach den ihnen gehörenden 1/8 Teil der Mühle und des dazu gehörenden Hofes, Wiese und Garten. Damit ist die Mühle vollständig im Besitz des Hauses Vasbach.
Georg Pfeiffer vom Jackel ist Kaplan und öffentlicher Notar in Hundem.
Einige Bewohner des Dorfes nehmen an einem Schnadezug entlang der Wittgensteiner Grenze oberhalb Heinsbergs teil.
1583, Juni
Marodierende Soldaten des bereits abgesetzten Kölner Erzbischofs und Kurfürsten Gebhard Truchseß plündern die Hundemer Kirche. Sie haben die Burg Bilstein besetzt und im ganzen Amte, so auch in Hundem, die Leute aus den Häusern gejagt, Kisten und Kästen aufgeschlagen, Vieh geschlachtet, gefressen und gesoffen, was immer sie erhaschen können. Truchseß selbst wohnt vom 16. Juni bis zum 26. Juli auf Burg Bilstein. Er versucht im Kurfürstentum die Reformation einzuführen. Das wird bei dem starren und beharrlichen Sinn der hiesigen Bewohner ein Fehlschlag. Sie bleiben dem Glauben der Väter treu.
Jürgen Stentemacher aus Heinsberg heiratet die Margarethe Grünewald und zieht in das Ahls Haus ein.
1584, 8. und 9. April
Ein Aufgebot der Amtsbewohner, unter ihnen auch Hundemer, vertreibt die truchseß'schen Soldaten von Burg Bilstein. Es herrscht sicherlich die ganze Zeit über Unruhe und Anspannung im Dorfe.
1585, August
Kaspar Becker, ein Sohn des Jost Becker in Hundem, wird Pfarrer der Gemeinde.
Heinrich Leggemann errichtet ein neues Haus, unmittelbar vor Fleigers Haus an der Kirchhofsmauer. Die Erlaubnis zum Bau erhält er nur nachdem er festlich gelobt, in dem Haus nicht zu backen und zu brauen. Die Schrecken des Dorfbrandes vor 20 Jahren wirken noch nach. Heinrich Leggemann heißt von da an im Dorf "im Bau oder Bugges", um ihn vom Stammhaus Leggemann zu unterscheiden.
1586
Der abgesetzte Kurfürst gibt sich noch nicht geschlagen. Sein Parteigänger Martin Schenk von Nideggen hat mit seinen Truppen in der Zeit vom 26. Februar bis 8. März die Stadt Werl erobert. Zu dem sofort aufgebotenen Entsatzheer gehört auch ein Hundemer Kontingent. Es kommt zur Schlacht vor Werl bei dem Ort Bremen. Das Entsatzheer hat gegen die ausgebildeten Soldaten keine Chance. Sie richten ein Blutbad unter den schlecht bewaffneten Bauern an. Sieben Hundemer sind dabei gefallen. Unter ihnen ist auch der Brauer und Gastwirt Jakob Krämer gt. Henneken. Seine Witwe heiratet im nächsten Jahr den Ebert von Brachthausen.
Hermann Vasbach, der trotz seines Alters mitgezogen ist, kann in einen Wald flüchten und muss nun die Schreckensnachricht im Dorf vermelden.
Zwar ist der äußere Krieg gut überstanden, doch auch im Dorf werden Kleinkriege ausgefochten. Vor dem Gericht in Bilstein klagt Rotger aus Herrntrop gegen Peter Griffel aus Hundem, der ihn einen meineidigen Mann genannt hat. Peter Griffel hat keine Beweise und muss die Schmähung zurücknehmen.
1588, 20. Oktober
Die Erben des Dorfes und die neu hinzugekommenen Kötter sind zusammengekommen und geben sich eine Dorfsatzung, die sie „Hundemer Recess oder Willkuhr“ nennen. In ihr legen sie die Ordnung fest, in der sie "hinfort, stetiglich, ewiglich und ohne Ausnahme" miteinander umgehen und leben wollen. Die Satzung wird von allen unterschrieben und vom Drosten Caspar v. Fürstenberg genehmigt und bestätigt. Er befiehlt allen an sie festzuhalten.
Caspar von Fürstenberg ernennt seinen Freund und Vertrauten in Hundem, Jost Becker gt. Kaufmann, zum Landknecht des Amtes Bilstein. Dieser ist damit Angestellter der Verwaltung des Amtes.
1589, 2. November
Im Dorf sind die ersten Bergknappen eingetroffen. Diese hat Caspar v. Fürstenberg für sein geplantes Bergwerk am Elsenberg anwerben lassen. Mit dem Bau des Stollens wird unverzüglich begonnen.
1590, 4. Januar
Im hohen Alter von 90 Jahren verstirbt Richter Anton Vasbach.
26. April
Else Becker, die Frau des Jost Becker ist heute nach langer Krankheit verstorben. Jost heiratet drei Jahre später die Elisabeth Bayer gt. Landknecht aus Bilstein.
30. Juni
Auf dem Richtplatz oberhalb des Alten Feldes werden Hans Voss aus Flape und Greta Funken aus Brachthausen wegen Zauberei und Hexerei auf dem Scheiterhaufen verbrannt. Zu dem schrecklichen Schauspiel begibt sich jeder der kann, hinauf zum Richtplatz.
10. Juli
Heute wird auf dem Richtplatz Ludwig Gronewald aus Hundem mit zwei weiteren „Zauberern“ aus Wirme und Oberalbaum verbrannt.
16. Juli
Jost Becker erhält vom Drosten den Befehl, seine Schwester Agnes genannt Nethen, Ehefrau des Heinrich Peter Stamm in Emlinghausen, wegen Verdacht der Zauberei gefänglich einzuziehen.
30. Juli
Nethen Stamm geb. Becker wird in Bilstein verbrannt, nachdem sie unter schwerster Folter gestanden hatte, eine Zauberin zu sein. Auf Befragen des Richters hat sie während der Folter auch ausgesagt, dass ihre Schwester Dorothea Hexerei betreibe. Dorothea Becker, Frau des Bilsteiner Richters Franz von der Hardt wird umgehend ergriffen und in Bilstein in den Kerker geworfen. Sie stand schon seit dem Tode der Frau von Fürstenberg 1587 unter Verdacht. Sie hatte diese während deren Krankheit besucht und sollte sie dabei hexerisch vergiftet haben. Auch wurde sie immer wieder verleumdet, an Zaubersprüchen und Hexentänzen teilgenommen zu haben.
7. November
Nachdem Dorothea Becker am 3. und 6. November gefoltert wurde, wird sie heute nochmals aufs "allerhärteste und schärfste torqirt, mit Schrauben auf und abgezogen, elevirt, deponiert, in beizenden Rauch gehängt, an ihren Haaren aufgehängt und mit brennenden Lichtern abgemartert". Dann müssen die Folterknechte von ihr ablassen. "Und wenn ihr mich gleich hundertmal martert und zu Tode quält, so kann ich doch von der Zauberei nichts bekennen", so ruft sie dem der Tortur beiwohnenden Richter und den Amtspersonen zu. Da sie nicht gesteht, kann man sie nicht zum Feuertod verurteilen. Dieser wohl einmalige Fall versetzt das Dorf in Hochspannung. Die Menschen begegnen sich mit Angst, Argwohn und Misstrauen. Wer wird der nächste sein, der unter den Verdacht der Zauberei gerät?
1591, 27. Mai
Caspar von Fürstenberg besichtigt sein "St. Elisabeth-Bergwerk" und lässt es vom Bergmeister, den Geschworenen und Gewerken befahren.
Die Kötter Henrich und Margaretha Dorthen verkaufen ihr Haus samt Ländereien an den Wundarzt Heinrich Flaßbach und seine Frau Merge. Henrich Flaßbach lässt sich als praktischer Arzt in Hundem nieder. Die Hundemer nennen die Hausstelle "Arztes", woraus dann schnell "Arsten" wird.
7. September
Jost Jochheim und Heinrich Leggemann sind bei einer Schlägerei in der Herberge des Godert Konnig in Elspe getötet worden. Dazu werden Dietrich Becker aus Emlinghausen, Tilman Jostes aus Hundem und Hermann Schlummer aus Flape als Zeugen verhört.
8. September
Gertrud Schmand aus Hundem, Schwester der Dorothea von der Hardt, wird der Zauberei bezichtigt und gefangen genommen. Ihr weiteres Schicksal ist nicht bekannt.
1592, März
Der Droste von Bilstein als Vertreter des Erzbischofs von Köln befiehlt Pastor Becker dringend "gegen die Zauberei zum heftigsten zu predigen". Am 12. März wird Odilia Heitschotter aus Hundem "der Zauberei halber verbrennt".
1593
Ebert Hennecken verklagt erneut den Peter Griffel beim Gericht zu Bilstein. Dieser hatte ihn vor zwei Jahren als Zauberer und schwarzen Künstler bezeichnet. Wegen der Lebensgefahr solcher Vorwürfe hatte ihn Ebert damals verklagt und Peter hatte alles zurücknehmen müssen. Er gab an, die Anschuldigungen im Zustand der Trunkenheit getan zu haben. Nunmehr aber hatte Peter Griffel erneut die damaligen Anschuldigungen erhoben und Ebert Hennecken bittet das Gericht, ihn mit einem eindeutigen Urteil endgültig ruhig zu stellen und ihm solches zu untersagen.
Dorothea Becker wird des Landes verwiesen. Man kann die lebende Anklage von Angesicht zu Angesicht nicht mehr ertragen. Alle Beteiligten, vom Drosten, Richter, Beisitzer bis zum Henkersknecht, spüren die eigene schwere Schuld an dem Unrecht, was man dieser Unschuldigen antat. Trotzdem zieht der Hexenwahn weiter seine feurige Spur durch das Hundemer Land.
1594, 24. Mai
Wegen begangener Diebereien endet Hans Kremer aus Heinsberg auf dem Alten Feld am Galgen.
1595, 21. August
Alle Einsassen von Hundem sind durch den Richter Franz von der Hardt zusammengerufen worden, um ein gerichtliches Dokument über die uralten Huderechte zu erstellen. In einem Umgang zum Hohelohe geht es auch darum, dass die Jugend erfährt, was es mit diesen Rechten auf sich hat. Darüber soll nun endgültige Klarheit geschaffen werden. Unter den anwesenden Eingesessenen ist auch Johann Dorrenbach, bis 1595 Pfarrer von Hundem.
7. Oktober
Margarethe Vasbach, 50 Jahre alt, litt seit 2 Jahren an schweren Blasenkoliken. Nunmehr wurde Henrich Flaßbach, der Wundarzt in Hundem, konsultiert. Es kommt zu einer Aufsehen erregenden medizinischen Sensation. In einem operativen Eingriff entfernt er einen Blasenstein von der Größe eines Gänseeies. Nach getanem Schnitt wird der Stein gewogen. Er hat ein Gewicht von 6 Lot. Bei der Operation um 3 Uhr in der Nacht sind die Frauen Catharina Wittemund aus Böminghausen, Margaretha Nüsen aus Schmallenberg, Liese Becker, Marga Flaßbach, des Arztes Frau, sowie Margaretha Stentemacher, Gertrud Jochheim und Trine Mergen, alle in Hundem wohnhaft, anwesend. Die Kunde von der gelungenen Operation verbreitet sich in Windeseile im ganzen Land. Der Droste Caspar v. Fürstenberg besichtigt den Stein auf Vasbach und lässt ihn zum Landdrosten Graf Eberhard von Solms nach Arnsberg senden. Dieser besichtigt ihn und präsentiert ihn der dortigen Ärzteschaft. Der Ruhm des Hundemer Chirurgen Henrich Flaßbach ist in aller Munde. Margaretha Vasbach hat die Operation ohne jede Komplikation überstanden.
1596
Hermann Vasbach und Adolph Becker erhalten die Genehmigung zur Errichtung einer Ziegelei in Herrntrop.
In Hundem leben noch fünf eigenhörige Einsassen mit ihren Familien, die sich noch nicht freigekauft haben. Es sind dies die Familien Schmand, Henneke, Heitschotter, Kustes und Jostes. Die Familie Becker hatte sich wohl kurz vorher frei gekauft.
1598, 27. Juli
Heinrich Becker, ein Bruder des derzeitigen Pfarrers, feiert seine erste hl. Messe - Primiz - in der Pfarrkirche in Hundem.
1598/99
In diesem Winter lebt der Droste Caspar von Fürstenberg mit seiner Familie in Hundem im Hause seines Freundes Jost Becker gt. Kaufmann. In Bilstein herrscht z. Zt. die Pest. Erst im März 1599 kann die Familie nach dort zurückkehren.
1599, August
Wegen Streitigkeiten mit seinem Vater Jost Becker lässt der Amtsdroste den Hundemer Pfarrer Kaspar Becker in Bilstein einsperren. Nachdem er Besserung gelobt hat, lässt man ihn jedoch schnell wieder frei. Sein Amt als Pfarrer muss er abgeben. Nachfolger wird sein Bruder Heinrich.
1600
Pastor Heinrich Becker einigt sich mit dem Kirchenvorstand über die von ihm als Pfarrer zu erbringenden Leistungen und die ihm zustehenden Rechte.
9. Januar
Jost Becker gt. Kaufmann ist heute gestorben.
1601, 2. September
Eberhard Vasbach, Sohn der Eheleute Hermann Vasbach und Margarethe Wittemund, heiratet Elisabeth Beyer, Witwe von Jost Becker gt. Kaufmann aus Kirchhundem.
1605, 13. Juni
Pfarrer Johann Henning, gebürtig aus Hundesossen, und der als öffentlicher Notar bestellte Schulmeister Johann Gabriel stellen ein Verzeichnis der Einkünfte der Vikarie auf. Dabei hilft ihnen Hermann Vasbach, der Vater des schon zum künftigen Vikar bestimmten Johannes Vasbach. Dieser befindet sich z. Zt. noch zum Studium in Paderborn. Pfarrer Henning ist Nachfolger von Heinrich Becker, der nur für eine kurze Übergangszeit hier wirkte.
1606
In der Liste über zu leistende Dienste, Bede, Renten- und Meggergeld sind 16 zahlungspflichtige Einsassen eingetragen. In der Liste ist der Hammer des Jost Brüggemann benannt.
1607, 22. Juli
Notar und Schulmeister Johann Gabriel stellt in Gegenwart der Zeugen Johann Becker und Hans Hermann ein Verzeichnis aller Originalurkunden im Pfarrarchiv auf.
1613, 19 Tage nach dem Dreifaltigkeitssonntag
Johannes Vasbach feiert in der Pfarrkirche seine Primiz und tritt danach sein Amt als Vikar in Kirchhundem an. Er ist 22 Jahre alt.
1618
Mit dem "Fenstersturz in Prag" beginnt eine Kette von Kriegen im europäischen Machtkampf, die vor allem auf deutschem Boden ausgefochten werden. Auch das abgelegene Kirchhundemer Land bleibt nicht verschont.
1619
Hermann Schulte von Berghof verklagt Henrich vom Berghof wegen Beleidigung. Er habe ihn als Dieb, Schelm und Zauberer bezeichnet.
1624, 14. März
Im Alter von 90 Jahren verstirbt Hermann Vasbach, Gerichtsschreiber in Bilstein.
Henrich Linnenkampf ist bis 1649 Schulmeister und Notar in Hundem.
1625
Die Familie Becker betreibt in der Heitmicke einen Eisenhammer.
1628, Dienstag nach Ostern
Die Einsassen von Heinsberg erklären vor dem Notar Henrich Linnenkampf, dass sie wünschen von der Mutterpfarrei Kirchhundem getrennt zu werden. Es kommt in Folge zur ersten Abpfarrung.
1629
In einer Eingabe an das Amt Bilstein beschweren sich die Salzfuhrleute des Kirchspiels über Behinderungen ihrer Fuhren und die Wucherpreise auf dem Markt in Werl.
9. März
Ebert Vasbach ist heute zwischen drei und vier Uhr nachmittags, im Sessel sitzend, in der Stube seines Hauses auf der Vasbach gestorben.
Im April heiratet Martin Schöneberg aus Olpe die Anna Maria Becker in Dillen Haus. Martin Schöneberg ist von 1649 bis zu seinem Tod 1663 Richter in Bilstein.
1630
Tigges Henneken und Tonis Griffel werden beauftragt, notwendige Anordnungen für das Dorf zu beobachten und Beschwerden entgegenzunehmen. Dazu sollen sie sonntags nach dem Gottesdienst auf dem Kirchhof stehen bleiben, um zu hören was ihnen vorgetragen wird.
1633, März
Vor dem Hause Fleiger wird Hans Voss aus Altenhundem von Soldaten auf einen Tisch gebunden, öffentlich geprügelt und gepeinigt. Er soll das Pferd des Majors von Schade, der mit seinem Regiment in Altenhundem Quartier macht, verzaubert haben. Die Peinigung hört erst auf, als Hans Voss 25 Reichstaler für das tote Pferd zu zahlen verspricht.
1634, 14. April
Kirchhundem wird von Soldaten überfallen und geplündert.
16. Juni
Wieder muss das Dorf eine Plünderung ertragen.
26. August
Das ganze Bilsteiner Land wird von ungefähr 2000 feindlichen Soldaten überfallen und ausgeplündert. Es gibt Tote und Verwundete. In Kirchhundem wird Hermann Gutbier neben dem Kirchhof erschossen.
27. Oktober
Graf Ludwig-Heinrich zu Nassau-Dillenburg mit seinen Soldaten überfällt das Dorf und plündert es aus.
Dieses Jahr ist sicherlich eines der schlimmsten in der Geschichte des Dorfes.
1635
Der gefangene Deserteur und Räuber Johann Poiler gt. Krausekopf aus Hilchenbach wird wegen Plünderung, Raub, Mord und ähnlichen Taten, die er u. a. auch in Kirchhundem begangen hat, streng verhört.
1636
Im Dorf wütet die Pest. Ihr fallen auch die Eheleute Johann Hermanns und Katharina geb. Krämer zum Opfer. Es verstirbt auch die Waise Margarethe Mergens. Deren Wohnhaus geht in den Besitz der Pfarrei über, die es verkauft und den Erlös zur Ummauerung des Friedhofs verwendet.
9. Juli
Pastor Johann Henning wird nach 18 Jahren als Pfarrer in Kirchhundem ein Opfer der Pest.
Der Vikar in Helden, Johann Gabriel, wird neuer Pfarrer von Kirchhundem.
1637
Der Duwen Hof wird im Kriegsgeschehen angezündet und nicht wieder aufgebaut. Der Bauer Johannes Duwe geht als Soldat in die Fremde.
Pfarrer Johann Gabriel beginnt mit der Führung von Kirchenbüchern. Die erste Geburt in Kirchhundem wird von ihm am 10. August registriert. Es ist Catharina Kustes, Tochter der Eheleute Jost und Anna Kustes. Paten bei der Taufe sind Jürgen Schmand und Catharina Leggemann. Die erste Tote ist Trina Elsken aus Herrntrop, die am 27. März verstirbt. Die erste Eheschließung ist am 25. Mai 1637 registriert. Die jungen Eheleute sind Tigges Henneken aus Kirchhundem und Odilia Girns aus Herrntrop.
1640, September
Die Witwe Trina Koster geb. Brüggemann schließt mit Peter Kremer aus Altenhundem, mit dem sie eine 2. Ehe eingehen will, eine Eheberedung.
1647, 24. und 25. Juli
Weihbischof B. Frick von Paderborn weilt zur Firmung und Visitation in Kirchhundem. 1578 Firmlinge aus den Pfarreien Kirchhundem, Heinsberg, Oberhundem und Kirchveischede empfangen das Sakrament der Firmung. Am 25. Juli wird der Altar in der Kapelle zu Flape konsekriert.
1648
Mit dem Friedensschluss zu Münster und Osnabrück geht der 30jährige Krieg zu Ende.
1650
Pfarrer Johann Gabriel und der Richter Martin Schöneberg aus Kirchhundem sowie der Schöffe Eberhard Hoberg aus Herrntrop erscheinen mit den Rechnungsbüchern der Kirche bei dem Notar Heinrich Linnenkamp und erklären: In den vergangenen Kriegszeiten seien diese Bücher vor dem Feind vermauert gewesen. Da sie nun ans Licht gekommen, seien sie verdorben und verfault. Daher seien sie erneuert worden und der Notar möge die genaue Abschrift bescheinigen.
18. Juli
Johann Dietrich von Plettenberg zu Lenhausen belehnt Mathias Henneken mit dem dritten Teil des hohen Rüberg. Mathias Henneken wird verpflichtet, „dem Lehnsherrn treu und hold zu sein und zu helfen, Böses und Arges von demselben abzuwenden“.
1651, 11. April
Im Alter von 78 Jahren verstirbt Petrus Vasbach. Er war Besitzer des Bettinghofes und unverheiratet.
1652
Zu Wipperfürth verstirbt der ehemalige Vikar von Kirchhundem Johann Vasbach, der danach Pastor in Olpe im Bergischen Land war.
Im Dezember verlässt Pfarrer Johann Gabriel Kirchhundem und wird Pfarrer in Helden.
1653, Januar
Johann Kaiser aus Kickenbach wird als neuer Pfarrer in Kirchhundem eingeführt.
12. Dezember
Im Alter von 49 Jahren verstirbt der Gerichtsschreiber und Besitzer der Vasbach, Johannes Vasbach.
1654, 4. Mai
Im Hause Vasbach ist eine Gläubigerversammlung einberufen. Die gerichtlich taxierten Vasbacher Güter werden den Gläubigern als Pfänder angewiesen.
1655
Das so genannte "Ober- Kerspel" (Ober-Kirchspiel) wird von der Mutterpfarrei Kirchhundem abgetrennt und als neue Pfarrei Kohlhagen selbständig.
1656
Der Vikar Theodor Heins, in Herrntrop geboren, wird Pfarrer in Kohlhagen. Sein Nachfolger als Vikar in Kirchhundem wird Hermann Dunker.
1657, 20. Juli
Johann Gastreich aus Olpe heiratet heute die Witwe Anna Margarethe Heuser gt. Henneke aus Kirchhundem und wird hier ansässig. Den auch aus Olpe stammenden Heinrich Gastreich, Burggraf auf Schloss Bilstein, bezeichnet er als seinen Vetter. Anna Margarethe war zuvor mit Matthias Senger verheiratet.
1658
Gabriel Balthasar ist als Lehrer genannt.
1660, 2. September
Georg Vasbach übernimmt nach seinem Jurastudium Haus und Gut Vasbach. Seine Mutter muss ihn ernstlich dazu überreden, da die Schuldenlast der Güter nach dem Tode des Vaters weiter angestiegen ist. Nur mit Hilfe der Mitgift seiner Frau Elisabeth Hoff, die er am 3. Oktober d. J. heiratet, gelingt es ihm, die Schuldenkrise zu meistern.
1664, 21. September
Auf dem gewohnten Platz bei der Brücke über die Hundem haben sich sämtliche Einsassen des Dorfes, sowohl Erben wie Kötter, versammelt. Zuerst wird die am 20. Oktober 1588 erlassene rechtskräftige "Willkuhr" oder Dorfsatzung verlesen. Es stellt sich heraus, dass vielen die Verordnungen nicht mehr bekannt sind und daher auch nicht mehr befolgt werden. Nach eingehender Beratung wird eine Modifizierung der Satzung beschlossen, die in Zukunft streng eingehalten werden soll. Notar Georg Vasbach wird beauftragt, alles einhellig Beschlossene aufzuschreiben und im Namen aller Erschienenen zu unterschreiben. Gleichfalls unterschreiben die anwesenden Pastor Johann Kaiser, Vikar Hermann Dunker und Richter Johann Adolph Schöneberg.
1665
Da es sonntags in der Kirche immer wieder zu heftigen Rangeleien um die Sitzplätze kommt, gibt Pfarrer Kaiser nachfolgendes bekannt: "Weil wegen der Kirchenstühle sich größter Streit entzündet und ich als Grund befunden habe, dass sich dieser Streit meist daher erregt, dass gewöhnlich, wenn ein Sohn oder eine Tochter sich ausverheiraten, diese weiterhin ihre elterlichen Hausstände besetzen. Sie nehmen dabei nicht in Acht, dass sie anderen Besitzern den Platz nehmen. So habe ich, um vielen zu helfen und möglichem Streit zuvorzukommen, die Kirchenstände, welche jeglichem Haus zustehen, nummeriert und werde darüber jedem Nachricht schriftlich zukommen lassen."
Nachdem seit drei Jahren bereits die Spendensammlung für eine Kirchenorgel läuft, kann diese nunmehr angeschafft und damit den "schwachen" Gesang (so Pfarrer Kaiser in einer Eingabe) unterstützen. Erster Organist ist Everd Leggemann, erster Balgtreter ist Antonius Hermes.
1666
Die Glockengießerei Johann de la paix in Arnsberg gießt für die Kirche eine neue Glocke im Gewicht von 1765 Pfund. Sie erhält den Namen "Maria" und ist neben der St.-Peters-Glocke die zweitgrößte im Geläut. Ihr Preis beläuft sich auf 105 Reichstaler.
Nach einem „Protokollarischen Verzeichnis der frei bilsteinischen und junkerischen Güter im Amte Bilstein“ gibt es nur noch Johannes Schmand und Jakob Coster als Eigenhörige in Kirchhundem.
1667, 8. Mai
Der Dechant in Meschede genehmigt der Pfarrgemeinde, aus ihren Überschüssen jährlich 30 Taler zur Unterhaltung eines Schulmeisters, wie seit vielen Jahren geschehen, zu verwenden. Der Schulmeister soll zugleich auch die Orgel bedienen.
In einem Urteil wegen Verletzung des Mahlprivilegs gegen Ebert Platte in Flape bestätigt das Kurfürstliche Hofgericht in Werl dieses Privileg der Mühle Vasbach für die Orte Hundem, Herrntrop, Flape, Berghof und Bettinghof. Danach ist nur diese Mühle berechtigt, das Korn der Bewohner zu mahlen.
Die Vasbacher Mühle, bisher ein kleines zweistöckiges Gebäude, wird erneuert. Sie ist nun drei Stockwerke hoch. Alle Mühlsteine, das Räderwerk und Zubehör sind auf dem neuesten Stand.
1669, 1. Juni
Nachdem Georg Vasbach bereits 1664 hinter sein Haus eine neue Haushälfte hatte bauen lassen, wird nach Abriss des alten Hauses heute das Richtfest der vorderen Hälfte gefeiert.
Im Dorfe wütet die "Rote Ruhr" und fordert eine Reihe Opfer.
1672
Georg Vasbach gelingt es durch die Aussagen zahlreicher Zeugen die altüberlieferten Jagd- und Fischereirechte der Vasbach zu sichern.
Er lässt an der Kirche eine Familiengrabstätte mit 3 steinernen Kreuzen herrichten.
1674
Kaiserliche Truppen unter dem Befehl des Grafen Thurn sind im Dorf einquartiert.
Johann Adolph Schöneberg, Richter zu Bilstein und Besitzer des Hauses Becker/Dillen stirbt an der „ungarischen Krankheit“.
Ebert Leggemann ist als Lehrer und Organist erwähnt.
1676
Der Graf von Lippe, der mit seinen Soldaten im Dorf Winterquartier nehmen will, wird von den Bauern hinausgetrieben.
1677
Georg Vasbach beginnt mit dem Bau der Kapelle.
Die Kurkölnische Regierung ordnet an, dass angemessene Abstände zwischen der Frühmesse und der Hauptmesse eingehalten werden.
1679
In diesem Jahr sind die Kirchspielvorsteher zusammengekommen und haben die baufällige Schule besichtigt. Es wird eine Reparatur geplant.
Zu der Klage der Vasbacher bei Gericht, dass die Kirchhundemer und Herrntroper ihre Schweine häufig freilaufen lassen und sie dabei nicht nur die Eicheln auf dem Bettinghof auffressen, sondern auch die Wiese ganz und gar verderben, ordnet das Gericht an: Sie sollen ihre Schweine im Stall lassen oder einen Hirten mitschicken.
1680, 12. Dezember
Abt Gottfried von Grafschaft konsekriert die in diesem Jahr fertig gestellte Vasbach-Kapelle. Er weiht sie auf den Titel "Maria Verkündigung" sowie den Apostel und Evangelisten Johannes, den hl. Georg, die hl. Maria Magdalena und den hl. Franz. Mit großer Beteiligung des ganzen Kirchspiels wird die erste hl. Messe mit Musik gefeiert.
1681
Es ergeht bei Gericht die Klage, dass die Hirten von Kirchhundem ihre Herden ohne Scheu in den Feldfrüchten und Forsten der Nachbardörfer hüten und großen Schaden anrichten. Das wird bei der Strafe, an einem Sonn- oder Feiertag in den Stock geschraubt zu werden, verboten.
1683, 17. März
Im Alter von 42 Jahren verstirbt Elisabeth Vasbach geb. Hoff. Die Seelenmesse ist am 24. März in der Vasbach- Kapelle. Sie hinterlässt sechs unmündige Kinder.
1685, 22. Juli
Die Steuer- Commission des Amtes Bilstein veröffentlicht die neue Steuerliste. In ihr sind im Dorf Kirchhundem 109 Steuerpflichtige - Besitzer, deren Angehörige, Pastor, Vikar, Knechte, Gesellen, Mägde, Hütejungen, Hirten, Müller u. a. aufgeführt. Größte Steuerzahler mit je 2 Reichstaler sind: Gerichtsschreiber Georg Vasbach, Ebert Köß, Schulmeister Ebert Leggemann, Jost Kaufmann, Joannes Rötgers, Tigges Even und Martin Brüggemann.
1686, 12. November
Nach vierjähriger Witwerschaft heiratet Georg Vasbach in 2. Ehe Dorothea von Stockhausen, verwitwete Höfflinger. Die Braut ist 40 Jahre alt.
1687, 30. Juli
Die Marienglocke ist nach erst 20jährigem Einsatz zersprungen und wird nach Eslohe geschafft. Hier will sie der Sohn des Glockengießers, Johann Georg de la paix, neu gießen.
2. September
Die neue Marienglocke wird abgeholt und in Kirchhundem gewogen. Sie wiegt nunmehr 1905 Pfund, kostet 120 Reichstaler und ihr Durchmesser ist 1,14 m.
Vikar Hermann Dunker verlässt Kirchhundem und wird Pfarrer in Helden. Sein Nachfolger wird Heinrich Schlechtendahl aus Horn. Er wird 53 Jahre in Kirchhundem wirken.
1689, 30. Januar
Ein Kriminalfall erschüttert das Dorf. Kurz vor Mitternacht sind Unbekannte in die Kirche eingedrungen. Dort haben sie den Tabernakel und den Schrank neben dem Altar geöffnet und die kostbare Monstranz, vier silberne Kelche und ein silbernes Ciborium geraubt. Die Untat wird am Morgen entdeckt. Die Männer des Dorfes beginnen, alle Straßen streng zu überwachen. Bei der Kapelle in Würdinghausen werden auffällige Spuren entdeckt. Hermann Heins, Gerhard Leggemann und Hermann in der Ickelscheid aus Würdinghausen verfolgen die Spur bis nach Feudingen in der Grafschaft Wittgenstein. Es gelingt ihnen vier Verdächtige zu ermitteln und auf dem Schloss Wittgenstein in Gefangenschaft setzen zu lassen.
Im Spätherbst kommt es zu einer Brandkatastrophe auf der Vasbach. Die Mühle, Stallungen, Schuppen und Scheune brennen bis auf die Grundmauern nieder. Alle Geräte, Einrichtungen und Erntevorräte werden ein Raub der Flammen. Das Wohnhaus wird verschont. Obgleich es schon an 15 Stellen brannte, kann es mit Hilfe aller Nachbarn gerettet werden.
Nach 36 Jahren arbeitsreichem Wirken als Pfarrer von Kirchhundem verstirbt Pastor Johann Kaiser. Sein Nachfolger wird Johann Martin Thöne aus Velbecke.
1692, 1. Mai
In der Schule versammelt sich der Kirchenvorstand und beschließt den Bau des neuen Pfarrhauses.
14. August
Es ist Richtfest für das neue Pfarrhaus. "Errichtet unter Pastor Johannes Martinus Thöne aus Velbecke. Wenn der Herr das Haus nicht baut, arbeiten die Bauleute vergebens." so wird es in den Spruchbalken zur Nachricht an die Späteren eingeschnitzt.
1694
Fortsetzung einer unendlichen Geschichte: Der Richter zu Bilstein entscheidet auf die Anklage, dass die Eingesessenen zu Kirchhundem in unverantwortlicher und mutwilliger Weise, ohne jede Scheu, frech und unbescheiden über die sich am untersten Tötenweg scheidende Hude hinaus hüten und damit sozusagen die Hude stehlen und rauben, ja sogar sich auch freventlich gelüsten, in der Bettinghofer Mark Ruten zu hauen, Laub zu streppen und Holz von der Höhe hinab zu tragen, sodass dieses bei Strafe von 5 Goldgulden verboten wird. Hirten und Beilieger, die keine Geldmittel haben, sollen sofort, so sie auf frischer Tat ertappt, mit dem Stock abgestraft werden.
1695, 10. Februar
Nach einem Leben voll Arbeit und reichem Wirken verstirbt im Alter von 60 Jahren der Notar und Gerichtsschreiber Georg Vasbach. Sein schriftlicher Nachlass wird ihm über alle Zeiten hinweg sein Andenken im Dorf Kirchhundem sichern.
20. November
Nach nur 6 Jahren Wirkens als Pfarrer von Kirchhundem verstirbt Pastor Johann Martin Thöne. Sein Nachfolger wird Heinrich Böse aus Enkhausen bei Verne.
1698
Pfarrer Böse lässt durch den Meister Johannes Viegener aus Nieder-Netphen für die Kirche einen neuen Altar anfertigen. Die Bildhauerarbeiten dazu werden von Meister Johannes Sasse aus Attendorn ausgeführt.
1699
Die 1665 eingebaute Kirchenorgel erhält nunmehr das immer noch fehlende Orgelprospekt. Es wird gleichfalls von den Meistern Johannes Viegener und Johannes Sasse angefertigt.
1702
Pfarrer Heinrich Böse lässt durch die Orgelbauer Reineking und Peter Heinrich Varnholz die Kirchenorgel reparieren und durch Einbau von zwei neuen Registern erweitern.
1709
Die nahe dem Kirchturm stehende Margarethenkapelle ist total verwahrlost. Pfarrer Böse und der Kirchenvorstand beschließen ihren Abriss. Vikar Schlechtendahl protestiert heftig. Er plädiert für ihren Erhalt, da die Kapelle älter als die Kirche und auf ihren Namen die Vikarie gestiftet sei. Außerdem müsse sie schon aus Pietät erhalten bleiben, denn sonst würde man später sagen können „Das von frommen Vorfahren errichtete Gotteshaus lassen die Erben gleich Wilden verkommen.”
Im Dorf bilden sich zwei Parteien, nämlich Abreißer und Erhalter. Die Sache geht aus wie üblich, sie wird vertagt und hinausgeschoben.
1716
An der hiesigen Schule ist Adam Eickhoff als Lehrer angestellt.
1717, 4. September
Das Kurfürstliche Amt Bilstein erstellt eine Schatzungsliste. Auch in der Liste für das Dorf Kirchhundem sind alle Bewohner verzeichnet und je nach Einkommen zur Zahlung der Steuern eingeschätzt.
1720, 4. April
Henrich Leggemann verpfändet für geliehenes Geld seine Walkmühle an Mathias Sommer von Flape.
1722
Adam Brüggemann und Heinrich Kaufmann sind Fuhrleute. Sie haben an bestimmten Sonn- und Feiertagen die vorgeschriebene Ruhe nicht eingehalten und werden dafür bestraft.
1726, 10. Juli
Dietrich von Plettenberg belehnt den Jüngling Johann Henneke statt seines, in Kriegsdiensten verschollenen, älteren Bruders mit Ländereien unter dem Krähenberg und in der Weiste. Sollte der Bruder jedoch wiederkehren, soll dieser das Lehen empfangen.
1728, 14. August
Nach reichem Wirken als Pfarrer in Kirchhundem verstirbt Pastor Heinrich Böse im Alter von 68 Jahren. Um seine Nachfolge erhebt sich ein heftiger Streit. Philipp Fromme, ein Neffe des Verstorbenen und Bernhard Bayer, Pfarrer von Elspe, möchten beide gern Pfarrer in Kirchhundem werden. Im Für und Wider um die beiden spaltet sich das Dorf in zwei Lager, unter denen es sogar zu Handgreiflichkeiten kommt.
1738, 30. September
Nach langen Verhandlungen und abgeschlossenen Vermessungen durch den Kurkölnischen Landmesser wird die Teilung der Bettinghofer Wald- und Markgerechtigkeiten unter den Markgenossen Gerichtsschreiber Vasbach, Vikar Schlechtendahl, Jobst Sommer gt. Leggemann und Johannes Brüggemann, Kirchhundem, vollzogen. Bereits am nächsten Tag, dem 1. Oktober, wird die Einigung widerrufen um sich dann, nach einigen Änderungen der Teilungsordnung, doch noch zu einigen. Gerichtsschreiber Vasbach wird Besitzer der Hälfte der Mark, der Vikarie, vertreten durch Vikar Schlechtendahl, wird ein Viertel der Mark zugesprochen und das restliche Viertel teilen sich Jobst Sommer gt. Leggemann und Johannes Brüggemann.
Ein Versuch, die Kirchhundemer Wald- und Markrechte unter den Einsassen zu teilen, so wie es zur gleichen Zeit in Heinsberg geschieht, findet keinen Zuspruch.
24. November
Der seit 10 Jahren währende Streit um die Kirchhundemer Pfarrstelle endet mit einem Sieg des Bewerbers Bernhard Bayer. Der Rechtsstreit hat kurfürstliche, kaiserliche und päpstliche Gerichte beschäftigt und damit den Ort (rühmlich oder unrühmlich?) bekannt gemacht.
1739
Auszug aus einem Visitationsbericht: Der Kirchhof (Friedhof) um die Kirche ist ringsum geschlossen. Ein Beinhaus ist nicht vorhanden. Für ungetaufte Kinder ist ein Platz an der Mauer eingerichtet.
25. August
Vikar Heinrich Schlechtendahl legt ein Lagerbuch der Vikarie an. In ihm sind alle Besitztümer der Vikarie verzeichnet. Über die „Vikariewohnbehausung” bemerkt er, dass diese 1472 von Nolden zu Berninghausen angekauft sei.
1740, 1. Mai
Der Kurfürstliche Richter Freusberg lässt per Kanzelverkündigung bekannt machen, dass die fälligen 2 Kopfstücke für Reparaturen an dem Pastorat, des Kirchendaches und des Turmes binnen 14 Tagen zu bezahlen sind. Anderenfalls werden sie durch den Gerichtsfronen Schmidt beigetrieben.
Vikar Schlechtendahl verstirbt nach 53 Jahren seines Wirkens als Vikar in Kirchhundem.
2. Oktober
Pfarrer Bayer verliest von der Kanzel eine Anordnung des Gerichts in Bilstein vom 1. Oktober. Danach hat jeder zeitige Pastor das Recht, seine Schafe mit dem Dorfschäfer unentgeltlich auf die Dorfweide mit treiben zu lassen. Zum Schaden und Nachteil für den Pastor haben die Einsassen den Schäfer willkürlich abbestellt. Bei Strafe von 20 Goldgulden wird den Kirchhundemern anbefohlen, den Schäfer wieder anzustellen und die Herde des Herrn Pastor mitziehen zu lassen.
1741
Nachdem Vikar Schlechtendahl, der Kämpfer für ihren Erhalt, gestorben ist, wird die uralte Margarethenkapelle abgebrochen.
1742
Vikar Emrich Gottfried Joanvahrs, der Nachfolger von Heinrich Schlechtendahl, lässt die „Vikariewohnbehausung” auf seine Kosten instand setzen.
1744
Ein Brand vernichtet das beim Dorfbrand 1564 verschont gebliebene Haus des Johannes Brüggemann.
1750, 1. Januar
Der Kölner Erzbischof Clemens August als Kurfürst von Westfalen erlässt eine Beiliegerverordnung, da sich vermehrt in den Orten Beiwohner (Mieter) „eingeschlichen” haben. Da diese Beilieger aber mit Bier, Branntwein und Sonstigem Handel treiben, ohne zu den Lasten der Orte beizutragen, sollen sie nunmehr ohne Unterschied jährlich 2 Taler an die Ortskasse zahlen. Auch sollen sie den Hudeberechtigten für jedes Stück Hornvieh, das sie in die Hude treiben, einen Taler zahlen.
5. Februar
Einsassen des Dorfes legen beim Gericht in Bilstein gegen Vikar Joanvahrs Beschwerde ein. Sie bemängeln, dass in der Vikarie ein Handel mit Wein, Bier und Branntwein betrieben, ja sogar in den Räumen solches ausgeschenkt und getrunken werde. Mit Urteil vom heutigen Tag wird dem Beklagten solches bei willkürlicher Strafandrohung untersagt. Ebenso sollen die dorthin gehenden Gäste zu Strafen verdammt werden.
Das wegen Baufälligkeit und Alter unbewohnbar gewordene Vikariehaus wird abgebrochen und an gleicher Stelle eine neue Vikarie errichtet.
1754, 23. Januar
Maria Bernhardine Vasbach, Hoferbin und letzte Trägerin des Namens (zwei Geschwister waren kurz nach der Geburt verstorben) heiratet im Alter von 13 Jahren den Bilsteiner Gerichtsschreiber Johann Wilhelm Höynck. Die Eltern haben sie aus Sorge um den Fortbestand der Familie so jung verheiratet. Als sie nach 1 ½ jähriger Ehe das erste Kind erwartet, bittet sie darum, sie doch zu wecken, wenn das Kind kommt.
1757, 21. Oktober
Den Eheleuten Henneke in Kirchhundem wird bei Strafandrohung von 3 Golddukaten verboten das Wasser der Hundem bei ihrem Hammer in Herrntrop aufzuhalten und zu stauen. Durch ihr Verhalten sei es vorgekommen, dass die Mühle auf der Vasbach mitten im Lauf zum Stehen kam.
1762, 10.-25. Oktober
Beim Durchmarsch eines Korps von Oberhundem nach Bilstein verzehren Offiziere, Soldaten und Pferde im Gasthof Johann Aßmann gt. Henneken für 31 Taler Brot, Butter und Branntwein sowie Hafer für die Pferde (7jähriger Krieg).
7.-18. November
Bei Einquartierungen von Truppen und auf Patrouille befindlichen Husaren entstehen dem Gasthof Henneken Kosten in Höhe von 118 Talern.
1763, 19. April
Das Amt Bilstein weist die Einsassen von Kirchhundem an, die in einer genau spezifizierten Aufstellung des Johann Henneken beschriebenen Kosten, wie sie es schriftlich vereinbart haben, anteilsmäßig zu ersetzen.
1764, 12. August
Pfarrer Bernhard Bayer verstirbt. Nachfolger wird Johann Adam Sommer aus Kirchhundem.
1766
Johann Wilhelm Höynck, Vasbach, lässt an der Westseite des Hauses für seine stark wachsende Familie einen Anbau errichten. Die Sorge seiner Schwiegereltern um den Fortbestand der Familie war grundlos. Die Ehe von Johann Wilhelm Höynck und Maria Bernhardine Vasbach wird mit 18 Kindern gesegnet, davon waren jedoch drei Totgeburten.
1768, 12. Mai
Der Vikar Emrich Gottfried Joanvahrs ist heute gestorben. Sein Nachfolger wird Johann Midderhof.
Der Geistliche Heinrich Rickelhoff ist Lehrer und Organist in Kirchhundem.
1769, 27. April
Richtfest des Neubaues der Eheleute Eustachius Wrede und Anna Gertrud Kebbekus. „Da das alte Haus (Fleigers neben der Kirche) unbrauchbar war, haben wir dies Neue aufgebracht”, so lassen sie es in den Spruchbalken einschnitzen. Eustachius Wrede kam aus Kirchveischede und war in 1. Ehe mit der Erbin Anna Elisabeth Fleiger verheiratet.
1775, 21. März
Johannes Müller, derzeitiger Pächter der Even Lohmühle an der Flape, verpflichtet sich in einem Vergleich, auch die Loherei in der Dillen Lohmühle unterhalb Kirchhundem wieder zu betreiben, die dort schon mehr als Hundert Jahre besteht. Er verpflichtet sich auch, die Lohe-Kümpe an der Hundem wieder in Stand zu setzen.
In diesem Jahr wird wieder eine Schatzungsliste erstellt und die festgesetzten Steuern erhoben.
An der Olpe unterhalb Kirchhundem betreibt der Reidemeister (Eisenhändler) Johann Sommer den „neuen Bugges Hammer”.
1777
Die Viehzählung erbringt folgenden Bestand:
Pferde und Füllen: Kirchhundem 22, Flape 19, Herrntrop 14, Bettinghof 6, Berghof 3;
Zugochsen: Flape 1, Berghof 1;
Ochsen, Kühe, Kälber: Kirchhundem 157, Flape 137, Herrntrop 72, Bettinghof 29, Berghof 58;
Schafe und Lämmer: Kirchhundem 67, Flape 32, Herrntrop 102, Bettinghof 5, Berghof 10;
Schweine: Kirchhundem 0, Flape 14, Herrntrop 8, Bettinghof 5, Berghof 3;
Geißen: Kirchhundem 1.
24. Februar
In einer Ortsversammlung lässt der Richter Freusberg aus Bilstein folgenden Befehl durch den Bauerrichter öffentlich verlesen: Es ist es streng untersagt, seinen Abtritt in die Hundem zu leiten. Wo, wie in letzter Zeit bei Henkeln und Kraemers geschehen, solche Heimlichkeiten angelegt wurden, sind diese unverzüglich zu entfernen. Da der besagte Fluss Hundem das Wasser für des Lebens Notdurft liefert, wird jeder mit 25 Goldgulden Strafe bei Zuwiderhandlung belegt. Ferner wird nochmals ausdrücklich darauf verwiesen, dass die Fischerei und Jagd nur den Steuer zahlenden Einsassen unbeschränkt zusteht. Sollte ein Beilieger sich unterstehen, Jagd oder Fischerei auszuüben, so sollen über ihn ebenfalls 25 Goldgulden Strafe verhängt werden.
1780, 25. Januar
Die Beiliegerordnung vom Januar 1750 wird erweitert. Kurfürst Maximilian Friedrich befiehlt den Ortsvorstehern ernstlich, dass von nun an Ausländer (z.B. aus Nassau-Siegen) nur aufgenommen werden dürfen, wenn sie 150 Reichsgulden Vermögen haben und diese mitbringen können. Außerdem ist jeder Zuzug der Landesregierung anzuzeigen.
1781, 19. Oktober
Nach 18-jähriger Amtszeit als Pfarrer in Kirchhundem verstirbt Pfarrer Adam Sommer im Alter von 45 Jahren. In seinem Testament vom 3. Mai 1779 machte er das Kirchspiel Kirchhundem zu seinem Universalerben, verpflichtete es aber, eine Reihe von Legaten zu erfüllen. Sein Nachfolger wird Johann Eberhard Balve aus Beukenbeul.
1783, 17. Februar
Heute haben sich 17 Einsassen des Dorfes versammelt, um zu vereinbaren, wie die Haltung eines Dorfochsen geregelt werden könnte. Folgendes wird beschlossen: Jeder Einsasse zahlt 5 Deut pro melke Kuh für die Anschaffung des Ochsen. Dieser soll der Reihe nach jeweils ein Jahr von den Einsassen gehalten werden, der Wechsel soll in der Woche vor Christtag stattfinden. Die Reihenfolge wird ausgelost und ergibt, dass der Henneken den Anfang macht. Dann in den folgenden Jahren Grünewald, Fleiger, Bugges, Köß und so fort. Nachdem alles einvernehmlich beschlossen ist, leisten alle zur Bekräftigung ihre eigenhändige Unterschrift.
3. Oktober
Das Bergamt in Olpe gestattet den Brüdern Berg die Anlage eines Stahlhammers an der Pastors Wiese an der Hundem unterhalb von Kirchhundem.
1784
Der Vikar Johann Midderhof ist gestorben. Sein Nachfolger wird Johann Heinrich Kleffmann.
1789, 5. Februar
Jodokus Siepe von Flape verkauft dem Wilhelm Limberg gt. Griffel seine Anteile an den Lohmühlen auf Schmands Hof und vor Even Haus. Dadurch wird dieser nunmehr Alleineigentümer der Lohmühlen in der Flape.
Notar Anton Niederstein kauft von Johann Josef Berg gt. Cordes das Jaspers Haus in der Flape, das dieser 1786 von Johann Jaspers erworben hat. In der Folge lässt Anton Niederstein aus Fleckenberg sich als Notar in Kirchhundem nieder.
1792, 20. Mai
Johann Berg gt. Krächter aus Würdinghausen und Johann Josef Berg gt. Cordes aus Kirchhundem vergleichen sich mit Pastor Balve wegen Anlage einer Schlacht in der Hundem und Anlage eines Hammergrabens in der so genannten Pastorat-Hude zu ihrem Hammer, Cordes Hammer, genannt.
1793, 25. Januar
In Bugges Haus wird heute Johann Friedrich Joseph Sommer geboren. Er wird später Justizrat und veröffentlicht unter dem Pseudonym „ Westphalus Eremita“ einige viel beachtete Schriften.
1795, 2. Februar
Kurfürst Erzbischof Maximilian Franz zu Köln wendet sich in Sachen Beiliegerordnung erneut an die Ortsvorsteher: Da die Beiliegerordnung von 1752 in Teilen nicht mehr zeitgemäß erscheint, soll nunmehr für die Zukunft gelten: Beilieger sollen nur nach vorhergegangener Ortsversammlung und mit deren Zustimmung Aufnahme erhalten. Sollte sich unter den Einsassen keine Mehrheit für die Aufnahme finden, so ist der Fall den Behörden vorzulegen. Diese sollen dann im Sinne des Gemeinwohles entscheiden. Jeder aufgenommene Beilieger soll der Gemeinde jährlich 2 Taler, für jedes Stück Hornvieh 1 Taler und für Brandholz aus dem Gemeindewald 3 Taler zahlen. Davon soll es unter keinem Vorwand eine Befreiung geben. Sollte der Beilieger mit der Bezahlung säumig sein, so ist er alsdann wieder auszuweisen. Die eingenommenen Gelder dürfen nur für das gemeinsame Beste verwandt werden. Nur Handwerker wie Grobschmiede, Wagener und Sattler arbeiten für Ackergerätschaft, Zimmerleute, Maurer, Schuster, Schneider und Leineweber dürfen ihr Handwerk ohne Unterscheidung betreiben.
24. Juni
Im Alter von 64 Jahren verstirbt der Reidemeister Johannes Sommer gt. Bugges. Er ist sicherlich der wohlhabendste Einsasse des Dorfes. In seinem Nachlassinventar wird der Wert des Bugges Hauses mit 1425 Talern und der seiner beiden Eisenhämmer mit insgesamt 3364 Talern taxiert. Die Taxatoren sind der Baumeister Anton Rump aus Hofolpe, der Zimmermeister Johann Dobbener und der Schreinermeister Peter Helmann aus Kirchhundem.
1799, 11. Juni
Nach 18 Jahren als Pfarrer von Kirchhundem verstirbt Johann Eberhard Balve. Sein Nachfolger wird Franz Schmitz aus Grevenstein, der im Juli sein Amt als Pfarrer in Kirchhundem antritt. Die Eintragungen in den Kirchenbüchern, in seiner wie gestochen schönen Schrift, sind ein Genuss für die Leser.
30. August
In dem gerichtlichen Streit darüber, wer die rückständigen Kriegskosten zu tragen habe, stellt sich heraus, dass die Forderungen an Pastor Balve bzw. dessen Nachlass die Ursache der Rückstände sind. Die besagten Kriegskosten entstanden durch die Verpflegung französischer Wagenknechte und durch den Weinausschank an die französischen Offiziere vom 1. Infanterie-Bataillon.
7. Oktober
Auf Veranlassung von Pastor Schmitz wird durch den vereidigten Baumeister des Amtes Bilstein, Anton Rump, der bauliche Zustand des Pastoratshauses begutachtet. Er stellt fest, dass das Dach ruinös und im ganzen Haus kein Zimmer in einem Zustand sei, dass der Seelsorger den kommenden Winter darin wohnen könne, ohne seiner Gesundheit zu schaden.
13. Oktober
Die Bauerrichter/in Witwe Henneken und Anton Brüggemann als Bevollmächtigte des Dorfes erklären: Aus gutem Willen und Liebe zum Frieden, jedoch ohne uns dafür schuldig zu fühlen, stimmen wir zu, das Pfarrhaus reparieren zu lassen. Daraus soll sich aber keineswegs eine Verpflichtung für die Zukunft ergeben. Dazu erbitten wir zur ewigen Nachricht eine Abschrift des Protokolls.
1801, 26. Juli
Der letzte Kölner Kurfürst Max Franz von Österreich ist gestorben nachdem er bereits 1794 aus seiner Bonner Residenz, von französischen Revolutionstruppen, vertrieben wurde.
1802, 6. bis 8. September
Die Truppen des Großherzogs Ludwig von Hessen-Darmstadt überschreiten bei Neuenkleusheim die Kölnische Grenze und marschieren ungehindert über Olpe, Bilstein, Grevenbrück, Hellefeld nach Arnsberg. Am 8. September haben sie das Herzogtum Westfalen in ihren „provisorischen Zivilbesitz“ übernommen. Durch den Reichsdeputationshauptschluss vom 25. Februar 1803 wird unsere Heimat dann offiziell unter hessische Verwaltung gestellt.